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Anaphylaxie – Für den Notfall vorsorgen

Liebe Patientin, lieber Patient, liebe Eltern,

mit diesem Leitfaden möchten wir Sie über die schwerste Form einer allergischen Reaktion, die Anaphylaxie, informieren und Ihnen die notwendigen Sofortmaßnahmen erklären. Denn Sie oder Ihr Kind können auch mit einem erhöhten Anaphylaxie-Risiko ein ganz normales Leben führen. Dafür sollten Sie die Allergie und ihre Auslöser genau kennen, auf verschiedene Aspekte achten und im Notfall sofort handeln. Auch als Eltern können Sie Ihr  Kind, wenn es anaphylaxiegefährdet ist, am besten unterstützen, wenn Sie sich gut informieren.

Anaphylaxie – was ist das?

Bei dieser Überreaktion des Immunsystems reagiert der Körper auf bestimmte Substanzen (Allergene), die normalerweise ungefährlich sind. Dabei können verschiedene Organsysteme wie z. B. Haut, Atemwege, Magen-Darmtrakt und Herzkreislaufsystem gleichzeitig betroffen sein. Im schlimmsten Fall kann eine Anaphylaxie innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich verlaufen.

Deshalb ist eine Anaphylaxie ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss!

>>> Link zum VIDEO Anaphylaxie – erkennen und handeln <<<

Was sind die häufigsten Auslöser?

Lebensmittel: Bei Kindern werden anaphylaktische Reaktion meist durch Nahrungsmittel hervorgerufen. Häufigste Auslöser sind Erdnüsse, Nüsse und Milch. Auch bei Erwachsenen spielen Nahrungsmittel eine wichtige Rolle, hier überwiegen Reaktionen auf Fisch, Schalentiere und pflanzliche Nahrungsmittel wie Sellerie, Nüsse, Soja.  Im Einzelfall kann eine anaphylaktische Reaktion jedoch von fast jedem Nahrungsmittel hervorgerufen werden. Bei manchen Allergikern genügen kleinste Mengen des Allergens, um eine Anaphylaxie auszulösen.

Insektengifte: Beim Stich durch eine Wespe, Biene, Hummel oder Hornisse werden Gifte übertragen, die potente Allergene und häufige Anaphylaxie-Auslöser sind.

Medikamente: Antibiotika, Schmerzmittel, Narkose- und Röntgenkontrastmittel sind bei den Medikamenten die häufigsten Auslöser.

Sonstige: Weitere Auslöser können z. B. Naturlatex oder weitere tierische und pflanzliche Allergene sein, körperliche Belastung kann die Reaktion verstärken. Es gibt auch Reaktionen, bei denen die Ursache nicht erkennbar ist.

Wie äußert sich eine Anaphylaxie?

Die Symptome können sehr schnell und plötzlich innerhalb weniger Minuten bis zu mehreren Stunden nach Kontakt mit dem Allergen auftreten. Zu Beginn harmlos erscheinende Beschwerden können dabei schnell fortschreiten. Dabei kommt es bei ca. 20% der Patienten nach dem Abklingen der Symptome einige Zeit später erneut zu Beschwerden.

Erste Anzeichen und damit Alarmsignale sind:

Juckreiz an den Handflächen und Fußsohlen oder Genitalien, metallischer Geschmack, Prickeln im Mund- und Rachenraum sowie Hitzegefühl bzw. -wallung, Unruhe, Rötung großer Hautbereiche.

Leichtere Symptome:

Ausschlag, Schwellung der Lippen, Augen- und/oder des Gesichts, Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfe, Stuhl- und Harndrang, Husten und Kurzatmigkeit.

Schwere Symptome:

Atemnot, starker Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Herzkreislauf- und/ oder Atemstillstand.

Wie wird eine Anaphylaxie diagnostiziert?

Das genaue Wissen über die Ursache der Anaphylaxie ist der wirkungsvollste Schutz. Sprechen Sie deshalb mit einem Allergologen, wenn Sie oder Ihr Kind bereits eine starke allergische Reaktion hatten. Auch wenn es keinen speziellen Anaphylaxie-Test gibt, kann der Allergologe anhand der Krankheitsgeschichte und über Haut- oder Bluttests auf IgE-Antikörper feststellen, ob und auf was Sie oder Ihr Kind allergisch reagieren. Verlassen Sie sich nicht auf gut gemeinte Ratschläge oder selbst gestellte Diagnosen.

Wie wird eine Anaphylaxie behandelt?

Bei Patienten, die auf einen Insektenstich mit einer Anaphylaxie reagieren, kann der Allergologe eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) durchführen. Dabei wird der Körper langsam an den Auslöser, auf den er allergisch reagiert, gewöhnt. Mit dieser Therapie können 80-100% der Patienten „immun“ gegen das Insektengift gemacht werden und reagieren bei einem erneuten Stich nicht mehr mit einer Anaphylaxie.

Bei einer Allergie auf Nahrungsmittel, Medikamente oder Naturlatex gibt es meist keine ursächliche Therapie, daher muss das Allergen strikt gemieden werden.

Das Anaphylaxie-Notfallset

Wenn Sie schon einmal eine Anaphylaxie hatten, wird Ihnen Ihr Allergologe Notfallmedikamente für die Soforthilfe verschreiben. Das Anaphylaxie-Notfallset besteht aus drei Medikamenten, die einzeln erhältlich sind bzw. vom Arzt verschrieben werden:

  1. Adrenalin-Autoinjektor
  2. Antihistaminikum (Tropfen, Saft oder Tabletten)
  3. Kortison (Saft, Tabletten oder Zäpfchen)

Adrenalin wirkt sehr schnell, normalisiert die Herzfunktion, steigert den

Blutdruck und stabilisiert dadurch den Kreislauf. Außerdem entspannt es die Muskulatur der Bronchien, wodurch das Atmen erleichtert wird.
Das Antihistaminikum bekämpft die allergische Reaktion und Kortison wirkt Reaktionen entgegen, die möglicherweise auch später auftreten können.
Bei bekannter Reaktion mit Atemnot/ Asthma, sollten Betroffene außerdem ein Asthma-Notfallspray mit sich führen. Dies erweitert die Bronchien und verbessert die Atmung.

Wie wende ich das Notfallset an?

Bei beginnender und leichter Symptomatik:

  1. Arzt/ Notarzt (112) verständigen
  2. Antihistaminikum und Kortison gemäß Anweisung des Arztes/ Anaphylaxie-Pass einnehmen
  3. Adrenalin-Autoinjektor bereit halten

Bei schwerer Symptomatik und/ oder gleichzeigen Beschwerden an zwei oder mehr Organsystemen (z.B. Haut und Atemwege)

1. Anwendung des Autoinjektors: Dieser ist einfach zu bedienen. Allerdings sollten Sie sich von Ihrem behandelnden Allergologen die richtige Handhabung mit einem Probegerät/Trainer zeigen lassen.

a. Umfassen Sie den Schaft des Injektors mit der Hand und ziehen Sie die graue Schutzkappe ab.
b. Setzen Sie die schwarze Spitze des Autoinjektors auf die Außenseite des Oberschenkels (auch durch die Hose).
c. Drücken Sie den Injektor an das Bein, bis dieser automatisch auslöst. Sie hören ein deutliches Geräusch. Halten Sie den Injektor für weitere 10 Sekunden gedrückt.
d. Entfernen Sie den Injektor. Berühren Sie die Nadel nicht. Massieren Sie die Einstichstelle für 10 Sekunden und rufen Sie den Notarzt (112).

2. Je nach Beschwerden, Patienten hinsetzen bei Atemnot, hinlegen bei Kreislaufbeschwerden, stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit
3. Notarzt verständigen (112)
4. Antihistaminikum und Kortison gemäß Anweisungen Ihres Arztes / Anaphylaxie-Pass einnehmen.

Wie kann ich mein Anaphylaxie-Risiko verringern?
ERKENNEN – ENTGEGENWIRKEN – ERINNERN

  • Das genaue Wissen über Ihre Anaphylaxie ist der wirkungsvollste Schutz, daher ist es notwendig, Anzeichen und erste Symptome zu ERKENNEN. Sprechen Sie mit Ihrem Haus-/Kinderarzt, wenn Sie oder Ihr Kind eine anaphylaktische Reaktion erlitten haben. Dieser wird Sie an einen Allergologen überweisen.
  • Im Anaphylaxie-Notfall ist schnellstes Handeln erforderlich, um dem Fortschreiten ENTGEGENZUWIRKEN.

Hierfür ist wichtig:

  • Tragen Sie/ Ihr Kind das Notfallset immer griffbereit bei sich.
  • Informieren Sie andere in Ihrer Umgebung (Familie, Arbeitsplatz, Schule, Kita, Freunde etc.) über Ihre bzw. die Allergie Ihres Kindes sowie das Anaphylaxie-Risiko, z. B.:
        • Wogegen die allergische Sofortreaktion besteht.
        • Welche Anzeichen/Symptome es bei einer anaphylaktischen Reaktion gibt.
        • Wie andere im Notfall helfen können (Notarzt rufen, Medikamente geben).
  • Tragen Sie immer einen Anaphylaxie-Pass bei sich. In diesem ist der Auslöser vermerkt und was im Notfall zu tun ist. Den unten abgebildeten Pass, herausgegeben von pina e. V., erhalten Sie über Ihren Arzt oder den Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V.
  • Kontrollieren Sie und Ihr Allergologe regelmäßig die Haltbarkeit der Medikamente.
  • Üben Sie sich und andere im Umgang mit dem Notfallset, bis es Routine wird! Ihr Allergologe unterstützt Sie dabei.
  • Ist die Anaphylaxie überstanden, versuchen Sie, sich an jede Kleinigkeit zu ERINNERN, wie es zum Ausbruch kommen konnte, um daraus zu lernen und zukünftig ähnliche Situationen möglichst zu vermeiden.
  • Nahrungsmittelallergiker sollten unbedingt eine fachlich qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Geeignete Ansprechpartner vermittelt der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V.

Anaphylaxiepass

Der Anaphylaxie-Pass wird herausgegeben von pina e.V. Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie / Asthma.

Wo bekomme ich weitere Hilfe?

Bei Fragen informieren Sie sich über verlässliche Quellen wie z. B. den Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB), www.daab.dewww.anaphylaxie-hilfe.de oder unter www.allergiezentrum.org.

Expertenforum Anaphylaxie
c/o Allergie-Zentrum Wiesbaden
Professor Dr. med. Ludger Klimek
An den Quellen 10
65183 Wiesbaden
E-Mail: vasb@nyyretvrmragehz.bet
Tel. 0611-3086080
Fax 0611-308608255

www.anaphylaxie-experten.de

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
An der Eickesmühle 15-19
41238 Mönchengladbach
E-Mail: vasb@qnno.qr
Tel. 02161-64 788 20

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