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Heuschnupfen richtig selber behandeln

Bei der Selbstmedikation kann man einiges falsch machen.
Worauf man achten sollte und welche Mittel sich am besten eignen

Augenjucken, Niesreiz, Fließschnupfen: Dass die Heuschnupfen-Saison begonnen hat, haben einige der über zwölf Millionen Pollenallergiker hierzulande bereits zu spüren bekommen. Um sich Linderung zu verschaffen, greifen viele von ihnen eigenmächtig zu Medikamenten. Dabei haben sie mitunter gar keine Allergie oder – was noch häufiger ist – erkennen eine vorhandene Pollenallergie nicht. Kein Wunder: Viele Symptome wie geschwollene Nase, Nies- oder Juckreiz sowie gereizte tränende Augen ähneln denen einer Erkältung. ,,Schätzungen zufolge behandelt sich jeder dritte Patient auf eine Erkältung hin, obwohl er in Wirklichkeit eine Allergie hat”, sagt Prof. Dr. med. Ludger Klimek, Leiter des Allergiezentrums Wiesbaden. Aufmerksam sollte man immer dann werden, wenn die Beschwerden nach einer Woche nicht weg sind. Dann handelt es sich entweder um einen komplizierten Atemwegsinfekt (Sinusitis) oder eine allergische Erkrankung.

Auch bei der Wahl des richtigen Medikamentes können Pollenallergiker viel falsch machen. So fanden Prof. Klimek und seine Kollegen in einer Studie heraus, dass bei Patienten, die auf eigene Faust Allergie-Medikamente in der Apotheke kauften, Nebenwirkungen sechsmal häufiger auftraten als bei denjenigen, die sich zuvor von ihrem Arzt beraten ließen. Diese reichten von Unterdosierungen, die nichts brachten, bis hin zu gefährlichen Überdosierungen. Dazu kommt: Nicht oder falsch behandelt erhöht sich das Risiko, dass sich die Beschwerden auf die unteren Atemwege ausweiten und Asthma entsteht (,,Etagenwechsel”).

Daher rät der Allergologe, bei Beschwerden, die auf eine Allergie hindeuten, rechtzeitig zum Arzt zu gehen. ,,Bei sicherer Diagnose kann man nach Rücksprache mit dem Arzt auch eine Selbstmedikation durchführen.” Bei leichteren Beschwerden genügen meist lokal wirksame Präparate, wie z. B. Nasensprays und Augentropfen. Reichen diese nicht aus, können systemische Medikamente zum Einsatz kommen, also solche, die sich über die Blutbahn im gesamten Organismus verteilen, wie etwa Tabletten, Säfte oder Tropfen. Die meisten Präparate sind mit Ausnahme von Aniihistaminika auch für Schwangere und Kinder geeignet.

Lokal wirksame Antihistaminika: 

Nasensprays oder Augentropfen mit Wirkstoffen wie Azelastin und Levocabastin sind bei akuten Beschwerden wie Fließschnupfen, Juckreiz oder tränenden Augen sinnvoll. Antihistaminika hemmen H1-Rezeptoren an den Schleimhautzellen und verhindern so, dass der entzündungsfördernde Botenstoff Histamin dort andockt. lhre Wirkung setzt schon nach ca. 15 Minuten ein. Prof. Klimek: ,,Um eine dauerhafte Wirkung zu erzielen, ist jedoch eine tägliche Anwendung sinnvoll.” Bei verstopfter Nase können auch abschwellende Nasensprays (z. B. mit dem Wirkstoff Oxymetazolin) zum Einsatz kommen. Da sie auf Dauer die Schleimhäute austrocknen und zur Gewöhnung führen können, sollten sie jedoch nicht länger als zehn Tage angewendet werden, rät der Experte.

Präparate mit reinigender Wirkung: 

Solelösungen (z. B. Nasenspülsalz) haben eine reinigende Wirkung auf die Schleimhäute und sind gut verträglich. ln Wasser aufgelöst spülen sie (am besten mit Hilfe einer Nasenpülkanne oder Nasendusche) Allergene, Schleim und andere Partikel aus der Nase. Praktisch für unterwegs sind Meersalzsprays. ,,Sie eignen sich auch gut zur Vorbeugung”, so der Allergologe. Eine Ergänzung bieten Nasensprays mit Mikro-Partikeln (2.8. mit dem Wirkstoff Liponasal), die sich wie ein Schutzfilm auf die Nasenschleimhäute legen und so die Abwehrmechanismen der Nasenschleimhaut unterstützen.

Pflanzliche Präparate: 

Typisch bei Heuschnupfen-Beschwerden ist, dass das zunächst flüssige Sekret mit der Zeit immer zäher wird. Präparate mit ätherischen Olen aus Myrte oder Eukalyptus eignen sich gut, um zähen und festsitzenden Schleim zu lösen und die Sekretbildung zu normalisieren. ln der Apotheke gibt es neben Tabletten, Dragees und Kapseln auch Säfte, Tropfen, Sprays und Nasenöle, die ätherische Öle enthalten.

Mastzellstabilisatoren: 

Nasensprays und Augentropfen mit dem Wirkstoff Cromoglicinsäure werden häufig bei allergischen Symptomen verkauft. Sie wirken, indem sie die Mastzellen daran hindern, Histamin auszuschütten. Bis die volle Wirkung eintritt, kann es jedoch mehrere Tage dauern. Daher sollte man mit der Anwendung schon vor Beginn der Pollensaison beginnen. Auch wirken diese Präparate nur sehr kurz, weshalb sie 3-4 mal am Tag gegeben werden müssen. ,,lm Vergleich zu Antihistaminika haben Mastzellstabilisatoren eine schlechtere Wirksamkeit,” schränkt der Experte ein.

Systemische Antihistaminika: 

Bei den innerlich anzuwendenden Präparaten (Tabletten, Säfte, Tropfen) unterscheidet man Antihistaminika der ersten, zweiten und dritten Generation. Altere Wirkstoffe der ersten Generation (z. B. Clemastin, Ketotifen, Dimetinden) passieren die Blut-Hirn-Schranke, bremsen so auch die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn und können müde machen. ,,Aus diesem Grund sind eher Antihistaminika der zweiten Generation zu empfehlen”, rät Prof. Klimek. Diese Wirkstoffe (z. B. Cetirizin, Loratadin) gelangen kaum ins zentrale Nervensystem und machen daher nicht so oft müde. Sie werden in der Regel einmal täglich eingenommen. Reicht die Wirkung nicht aus, kann ein Wechsel zu einem verschreibungspflichtigen Antihistaminikum der 3. Generation wie Ebastin, Rupafin, Desloratadin oder Levocetirizin sinnvoll sein.

Wichtig zu wissen: Medikamente können Allergie-Beschwerden nur vorübergehend lindern. ,,Die optimale Therapie ist nach wie vor eine lmmuntherapie. ln Dreiviertel aller Fälle bekommt man damit die Allergie dauerhaft weg. Das hilft letztendlich auch, den Bedarf an Medikamenten zu senken”, betont Prof. Klimek.

Wichtige Tipps für Pollenallergiker

Neben der Einnahme von Medikamenten kann man auch selbst einiges tun, um Heuschnupfen-Beschwerden zu verringern oder sogar zu vermeiden: Damit Pollen nicht ins Schlafzimmer dringen, Fenster geschlossen lassen. Wer auf Frischluftzufuhr nicht verzichten möchte, sollte ein Pollenschutzgitter (u. a. in Baumärkten erhältlich) anbringen. Pollenallergiker sollten körperliche Belastung meiden, wenn die Pollen am stärksten fliegen (auf dem Land meist schon vormittags, in Großstädten häufig erst abends) und die Pollenflugvorhersagen (Rundfunk, Tageszeitung oder Internet) beachten. Nehmen Sie lhre Medikamente nach Vorschrift ein. Die Dosis nicht eigenmächtig erhöhen, um die Symptome zu lindern. Gräserpollenallergiker sollten Rasen mähen oder Laub harken lieber anderen überlassen. Auch Putzen und Staub saugen kann kritisch werden. Tipp: Verwenden Sie einen Staubsauger mit Mikrofilter und wischen Sie möglichst häufig feucht, um die Pollen noch gründlicher zu entfernen. Nach Aufenthalt im Freien gründlich duschen, da sich Pollen leicht an Haare und Kleider heften. Bettwäsche oder Kleidung sollten Sie in der pollenreichen Zeit nicht draußen trocknen lassen. Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen und die Kleidungsstücke möglichst gleich waschen. Woran nur wenige denken: Auch beim Autofahren gelangen Pollen in hohen Konzentrationen durch offene Fenster oder die Lüftung ins Fahrzeuginnere. Für Vielfahrer lohnt sich ggf. der Einbau eines Pollenfilters.

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